„Elbe Day“ – Torgau bleibt eine Mahnung für den Frieden

Das Zusammentreffen amerikanischer und sowjetischer Soldaten an der Elbe Ende April 1945 symbolisiert das Ende des Großen Krieges des 20. Jahrhunderts. Als „Elbe-Tag“ wird dem 25. April seither Jahr für Jahr gedacht. In diesem Jahr findet dieses Gedenken an den Geist von Torgau coronabedingt am 3. Oktober statt. Die NaturFreunde Deutschlands gehören zu den Organisatoren der Demonstration gegen Krieg und Aufrüstung. Dazu erklärt Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands:

„Vor 75 Jahren, am 25 April 1945, gab es um 15.30 Uhr den symbolträchtigen Handschlag an der Elbe. Auf der am Morgen des Tages gesprengten Brücke von Torgau gaben sich US-Soldaten und Rotarmisten die Hand. Die erste Begegnung fand allerdings schon 30 Kilometer südöstlich im Städtchen Strehla statt. Einem Ort, an dem es hunderte von Leichen vor allem deutscher Flüchtlinge gab. Zudem kam es zu einer zweiten Begegnung in Kreinitz an der Elbe. Dieses Treffen wurde von sowjetischer Seite als erstes Zusammenkommen protokolliert.

Die Amerikaner hatten einige Tage vorher an der Elbmulde haltgemacht, um vor Ort den Treffpunkt für das geschichtsträchtige Zusammentreffen zu bestimmen. US-Leutnant William Robertson entschloss sich, mit seinen Männern bis Torgau zu fahren, auch um etwaige amerikanische Soldaten zu befreien, die gefangengenommen worden waren. Dort traf er auf der zerstörten Brücke die Patrouille von Oberleutnant Alexander Silwaschko. Dieses Treffen wurde zur historischen Begegnung, aber dort entstand nicht das Bild des Zusammentreffens. Am 26. April wurden die offiziellen Vorbereitungen für den „Handschlag von Torgau“ getroffen, der in einer gemeinsamen Presseerklärung den Willen bekräftigte, das „Dritte Reich vollständig zu vernichten“ und am 27. April 1945 getätigt wurde. Unter dem Slogan „East meets West“ reichten sich Robertson und Silwaschko die Hände für das offizielle Foto.

Ihr Handschlag symbolisierte nicht nur das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa, es kam auch zum sogenannten Schwur von Torgau: der Aufforderung der amerikanischen und sowjetischen Soldaten, künftig Kriege zu vermeiden. Der „Geist der Elbe“ war die gemeinsame Forderung an die Menschen aller Nationen, Differenzen ausschließlich mit friedlichen Mitteln zu lösen und für das Wohl der gesamten Menschheit zusammenzuarbeiten.

Joseph Polowsky, ein ukrainischer Jude, der damals für die Amerikaner als Dolmetscher arbeitete, forderte nach Kriegsende die Vereinten Nationen auf, den 25. April zum Weltfriedenstag zu erklären. In den USA wurde er dafür von Senator McCarthy wegen „unamerikanischer Umtriebe“ verfolgt. Dennoch hielt er bis zu seinem Tod 1983 jedes Jahr am „Elbe Day“ eine Mahnwache in Chicago ab.

In den vergangenen Jahren reisten letzte Überlebende der Kämpfe an der Elbe nach Torgau. 2015 erklärte der frühere GI Chester Yastremski zum „Elbe Day“: „Wenn unsere Regierungen so wie wir Veteranen zusammenhalten würden, dann hätten wir eine andere Welt.“ Torgau hat nicht nur eine würdige Geschichte, es bleibt auch die Aufforderung, gemeinsame Sicherheit und Entspannung über Säbelrasseln und Kalten Krieg zu stellen. Heute befindet sich die Welt wieder am Rande des Friedens, auch Europa. Wir fordern Abrüsten statt Aufrüsten, Senkung der Militärausgaben, ein atomwaffenfreies Deutschland und ein System gemeinsamer Sicherheit.

Torgau ist eine Mahnung – auch heute. Wir suchen den friedlichen Handschlag und nicht die Konfrontation. Nie wieder Krieg. Nie wieder Hass und Feindschaft. Der 25. April soll weltweit zum Antikriegstag werden.“